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Poppele-Zunft trauert um Dr. Karl Glunk

Beim letzten Narrenspiegel der Poppele in der Stadthalle war er noch dabei. Am Mittwoch ist Dr. Karl Glunk im Alter von 93 Jahren verstorben. swb-Bild: Oliver Fiedler

Ehrenzunftmeister im Alter von 93 Jahren verstorben

Er saß noch im Publikum beim jüngsten Narrenspiegel der Poppelzunft in der Singener Stadthalle, so wie in jedem Jahr. Die heurige Fasnet konnte Dr. Karl Glunk leider nicht mehr erleben. Er verstarb im Kreis seiner Familie am Mittwoch vor dem Schmotzigen Donnerstag, wie die Poppelezunft auf ihrer Homepage informierte. Die Beerdigung findet am Dienstag, 5. März, um 12 Uhr, auf dem Singener Waldfriedhof statt.

Mit dem Tod von Dr. Karl Glunk endet ein vielgestaltiges Leben eines überzeugen Humanisten wie Badeners. Als das WOCHENBLATT  im Jahr 2002 den 50. Geburtstag Baden-Württembergs mit einer großen Sonderbeilage feierte, erinnerte sich der „Karle“ wie er in Singen von seinen Freunden gerufen wurde, im Gespräch mit dem damaligen Chefredakteur Hans-Paul Lichtwald  an jene seine Jugend. Aus Gutmadingen auf der Baar stammend, flog er einst als Jugendlicher aus der „Hitler-Jugend“ raus, weil er lieber auf der Kirchenorgel spielte, als an den sonntäglichen Treffen der NS-Nachwuchsorganisation dabei zu sein, was damals Pflicht war. Die Gründung des Bundeslands Baden-Württemberg nach einer Volksabstimmung von 1951, bei der Südbaden nur mit 38 Prozent zugestimmt hatte und von den drei anderen Bezirken überstimmt wurde, forderte den Badener in ihm heraus. Glunk, damals junger Referendar in Rastatt , wurde bald zum Kämpfer für die Badische Frage, 1961 kam es mit einer Delegation der damals aktiven Badischen Volkspartei sogar zu einem Zusammentreffen mit Bundeskanzler Adenauer, der hier im weiter schwelenden Streit vermitteln wollte, der nach einer erfolgreichen Klage der Badener vor dem Verfassungsgericht erst in einer zweiten Volksabstimmung von 1970 sein politisches Ende fand, als die Badener nun mit über 80 Prozent endlich dem Südweststaat seine Basis gaben und das Land, so Glunk damals seine Legitimation bekommen habe. Glunk war freilich schon mit ganzen Herzen Badener, und sogar Vorsitzender der Badischen Volkspartei ab 1962 gewesen, bis zu ihrer Auflösung.

Dass er in Singen Rektor des Hegau-Gymnasium werden konnte, war da auch dem Großmut des damaligen OB Theopont Diez kurz vor der eigenen Abwahl zu verdanken. Glunk hatte immerhin bei der letzten Landtagswahl noch gegen Diez kandidiert und ihm doch 15 Prozent der Stimmen abgenommen. Die Leitung der Schule ab 1968 fiel mit einem anderen bedeutenden Ereignis zusammen. Er wurde Zunftmeister der Poppelezunft. Und das blieb er bis 1982. Schule und Fastnacht rückten damals durchaus zusammen. Die Wahl des Hemglonker-Königspaars aus den Reihen der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums war damals ein gesellschaftliches Ereignis. Und auch der Name „Hegau-Gymnasium“ ist ihm indirekt zu verdanken. Denn als das „Friedrich-Wöhler-Gymnasium“ in Singen in den frühen 1970er Jahren dazu kam in folge des starken Wachstums der Stadt, gab es im Gemeinderat eine heiße, vom damalige Gemeinderat Emil Sräga ausgelöste Debatte, die „Eliteschule“ doch in Gerhard-Hauptmann-Gymnasium zu benennen, setzte sich Glunk durch. Er war auch der bisher am längsten agierende Schulleiter dort, bis 1988 prägte er viele Generationen von Schülern, wenn auch im Nachhinein sich mancher eine kritischere Aufarbeitung der Rolle der Schule im Dritten Reich gewünscht hatte. Seinem Gymnasium blieb er immer verbunden. Der Besuch zu seinem 90. Geburtstag dort brache das deutlich zum Ausdruck. 

Die Poppelezunft führte er bis 1982 an. Zu seinem 80. Geburtstag wurde er als der „Retter des Singener Narrenspiegels“ gewürdigt, für den er, wie auch Mundartdichter Walter Fröhlich viele Texte schrieb und natürlich im Lehrerchor dabei war auf der Bühne. Die Überzeugung zur Fastnacht zeigte Wirkung. Sein Sohn Stephan Glunk wurde nicht nur auch Lehrer, er ist heute Zunftmeister der größten Singener Narrenzunft, die längst den Weg vom „Fasching“ zur lebendigen Brauchtumspflege gefunden hat. Auch mit den „Poppele“ blieb er bis in seine letzten Lebenstage eng verbunden. Eben bei den Narrenspiegeln war er stets dabei und auch sonst ein intensiverer Beobachter, wenn auch in den letzten Jahren mit zunehmendem Alter ein immer stillerer. Aber das mit ganzen Herzen.

Quelle: Wochenblatt, 02.03.2019 von Oliver Fiedler 

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