Närrisches Treiben auf Singener Rathausplatz trotz widrigem Wetter
„Der 124. Jahrmarkt auf dem Singener Hohgarten bot Spaß bei Nieselregen und Schneegraupel.
Windböen und Kälte halten Narren nicht davon ab, über den Närrischen Jahrmarkt zu bummeln. Das zeigte sich gestern auf dem Rathausplatz. Farbenfroh kostümiert fanden sich ab der Mittagzeit immer mehr Besucher ein. Schon beim Ankommen war das Wetter vergessen, denn es hieß: „Mir kämpfet für de Grillplatz uf de Karlsbastion“ – und man war mittendrin im närrischen Treiben. „Das müssen wir hier mal kundtun, die erlaubte Grillstelle ist weg, sie wurde entwendet. Ahnungslos stehen wir vor dem Nichts“, machten sich Susanne Egger und Gabi Freybler für die Grillfreunde stark. Gleich nebenan hatten die Freunde der Scheffelhalle eine Bau-Bude aufgestellt. „Die Bevölkerung soll mal selbst Hand anzulegen für einen Anbau an die Scheffelhalle. Die Stadt und die KTS tun ja nix“, rief Helmut Thau zum Mitwerkeln auf.
Bestens gelaunt zeigten sich die Rebwiiber vom Hutstand, auch wenn es bis zum Mittag nur schleppend lief. Aber sie waren sich sicher: „Die gehen alle noch weg.“ Rund 90 Unikate in wundersamen Variationen hatten sie kreiert, dazu Krawatten, die ebenfalls ihre fantasievolle Handschrift tragen. Düfte nach Fettgebackenem, Dünnele oder Dampfkartoffeln mit Knoblauchsoße verbreiteten sich zwischen den Ständen und verlockten zum Schmaus, beim Wurstschnappen war von den Kindern jedoch Einsatz vonnöten.
Jahrmarkts-Besucher sind ein treues Publikum. Ganz gezielt steuerten sie auch gestern die einzelnen Stände an. Der Billige Jakob hat seine Abnehmer unter Kruschtliebhabern, die Artikel für alle Anlässe und Lebenslagen stapelten sich breitflächig hinter dem Stand. Stets dicht von Kundschaft umringt wurde die Auslage immer wieder aufgefüllt. Das Team wusste seine Artikel an Frau und Mann zu bringen: „Was? Eine Käs-Schüssel hast du schon? Aber der Trend geht zum Zweit-Topf.“
Auch die Bücher-Mäuse waren bestens sortiert: „Goethes Faust oder Stephen King, oder auch Simmel, der ist wieder in. Wir haben alles.“ Und am Stand herrschte reger Andrang. Von der Bühne schmetterten die Musikkapellen über den Rathausplatz, bei der Muettersproch-Gsellschaft bewies der Kasperl, dass er auch alemannisch kann. Bei den Hegauer-Wolfs-Hexen konnte man das Fürchten lernen: So manch einer machte im Gruselkabinett in der abgedunkelten Hexen-Höhle schon auf halben Weg wieder Kehrt. Ganz anders ging es bei den Rebwiibern vom Speckbrotstand zu. Ute Fischer und Hilde Graf riefen zum Bagger-Ballett und alle machten fröhlich mit. „Die Choreografie ist durchaus zu schaffen, Kunst kann man überall machen“, tanzten Jung und Alt um die umhüllte Conti-Ruine im Pappformat. Dabei rissen sie mit Baggerschaufeln an den Händen die Papierverkleidung herunter und ein neues Kunstwerk wurde sichtbar.
Lange Tradition
Grauer Himmel und feuchtkalte Witterung – für Narren kein Grund, zuhause zu bleiben. Der Närrische Jahrmarkt gehört seit bereits 124 Jahren zur Fasnet in Singen. Das bewies sich gestern wieder auf dem Rathausplatz. Besucher bummelten fröhlich gestimmt durch die Marktgassen und ließen sich vom närrischen Treiben mitreißen. An den Bewirtungsständen hatten Vereine für ein vielfältiges Angebot an Spezialitäten gesorgt. (ros)
Quelle: Südkurier Singen, 11.02.2018 Christel Rossner“
2/11/2018