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Wo goht‘s lang?

Wo goht‘s lang?

Das fragen sich die Poppele mit ihrem Fasnet-Motto 2024

Quelle: Südkurier Singen, 12.11.2023, Autor: Elmar Veeser

Das Fasnet-Motto 2024 ist kein Geheimnis mehr: Die Poppele haben es in ihrer Martini-Sitzung gelüftet. Dort wurde auch das Ortsgeschehen aufs Korn genommen – etwa die 30-Zonen und die Baustelle an der Hohenkrähenstraße.

Höhepunkt der Martinisitzung war auch in diesem Jahr die Büttenrede des ehemaligen Zunftkanzlers Ali Knoblauch (links), der zusammen mit Archivar Holger Altevogt vom Poppele Timo Heckel in den Ehrenrat ernannt wurde.

Ausgelassen war die Stimmung im Saal der Gems, als am 11. November pünktlich um 11.11 Uhr der Fanfarenzug die Martinisitzung der Poppele-Zunft musikalisch eröffnete. Zunftmeister Stephan Glunk begrüßte auf seine typisch launige Art die Narren und Ehrengäste, die mit einem vernehmbaren Hoorig ihre Anwesenheit bestätigen mussten. Glunk stimmte die traditionellen Fasnachtslieder an, gratulierte der Gruppe der Zunftgesellen zum 90. Geburtstag und zog auch närrisch vom Leder: Zum Beispiel machte er sich über das Street Food Festival auf dem Rathausplatz lustig, wo man „Straßennahrungsmittel“ im Stehen vertilgen könne. Genüsslich nahm er dann den Vortrag „Raus aus der ewigen Dauerkrise“, der im Rahmen der prestigeträchtigen Abendgesellschaft erst kürzlich gehalten worden war, aufs Korn. Die Referentin habe nach deren Worten die Steinzeithirne der Menschen verändern wollen, die sich dadurch auszeichneten, dass sie zu stark auf negative Erlebnisse fixiert seien.

Zunftmeister nimmt Ortsgeschehen aufs Korn
Daraus habe sie gefolgert, dass dies die Menschen dümmer mache. Als Gegenmittel habe die Referentin dann vorgeschlagen, so der Zunftmeister, sich klar zu machen, wofür man sei, statt wogegen, also Ziele positiv zu formulieren. Stephan Glunk äußerte hingegen wenig Hoffnung, dass dieser Appell in Singen auf fruchtbaren Boden falle, denn schon zum 100. Geburtstag der Poppele-Zunft habe das Motto gelautet: „Hundert Jahre Jubel, wir sind immer noch dieselben Dubel!“
Danach erlöste der Zunftmeister endlich Zunftgeist Popolius alias Timo Heckel vom Bannfluch, der dann unter Nebelschwaden aus seiner Gruft entstieg, um die neue Fasnet-Saison zu eröffnen. Erstaunlich sei schon, so raunten sich manche der anwesenden Narren zu, dass Heckel, der den Popolius seit vielen Jahren verkörpere, seitdem offenbar nicht mehr altere. Vielleicht müsse man dessen Hausarzt zu diesem Phänomen mal befragen.

Tempolimit sorgt für Lacher
Höhepunkt der Martinisitzung war auch in diesem Jahr die Büttenrede des ehemaligen Zunftkanzlers Ali Knoblauch, der insbesondere den Singener Gemeinderat ordentlich auf die Schippe nahm. Lachsalven erntete er unter anderem für seine Reime bezüglich der Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Innenstadt:
„Der Bauhof war dies Jahr sehr fleißig, sie stellten Schilder mit Tempo dreißig. Plötzlich waren Schilder da, wo man tags zuvor noch keine sah. In der Freiheitsstroß isch etz dreißig dauernd Pflicht, direkt ums Eck, i de Hauptstroß nicht. In der Hohenhewenstroß ist nun dreißig nach Norden, nach Süden hin ist nichts draus geworden. Von Widerholdstroß bis Kreuzenstein, da dürfen es weiterhin fünfzig sein. Der Eindruck festigt sich, da lieg ich nicht verkehrt, dass dem Konzept jede Logik entbehrt. Es gilt ein Konzept halt als verhunzt, wenn die Logik isch, wie die Wildsau brunzt.“

Lobgesang auf die neue Scheffelhalle
Doch es gab auch Lob für die Singener Stadtoberen, zum Beispiel für den Beschluss, die Scheffelhalle wieder aufzubauen. Sogar ein Lied wurde später dazu intoniert: „Die Scheffelhalle, die lieben wir alle, die Scheffelhalle, die lieben wir sehr. Drum geben wir auf gar keinem Falle die Scheffelhalle wieder her!“ Eine besondere Erwähnung gönnte Ali Knoblauch auch der Singener FDP-Vorsitzenden Kirsten Brößke, der die Stadt Großes zu verdanken habe, nämlich die Idee, den Poppele als Ampelmännchen in Singen zu verewigen: „Mit der Tat geht sie, so soll das sein, als Heldin in Singens Geschichte ein.“

Nach weiteren Gesangseinlagen war es dann endlich soweit und Zunftmeister Stephan Glunk verkündete das mit Spannung erwartete Fasnachtsmotto 2024. Es lautet: „Wo goht‘s lang?“ Narrenmutter Ekkehard Halmer oblag es dann, das Motto zu erläutern, wobei er die Narren zu Beginn aufforderte, per Arm und Fingerzeig anzuzeigen, in welche Richtung es zukünftig gehen werde. Viele Arme und Finger zeigten dann nach links, andere nach rechts, wieder andere nach oben und einige auch nach unten. Tja, auch bei den Narren wisse wohl keiner so recht, wo es langgehen werde, so die Narrenmutter.
So gehe es auch den Ortsfremden in Singen, die seit dem Umbau der Hohenkrähenstraße nach Norden Richtung Engen umgeleitet würden. So heißt es im Lied zum Motto 2024: „Fahrsch du im Auto Richtung Enge und willsch durch d‘Hoehkrähestroß, dann siehsch du ein, oh welche Pein, dich trifft ein schweres Los. Dort musch du dich entscheiden, und des isch ebbis Schlechts, und du musches tun, du kannsch nicht ruhn, ob de links fahrsch oder rechts.“

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