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Mit dem Holzschwert ums Krankenhaus

Mit dem Holzschwert ums Krankenhaus

Mit dem Holzschwert ums Krankenhaus
Bei der Martinisitzung der Poppele-Zunft traten die beiden Ritter Bernd vom Twiel (Bernd Häusler, rechts) und Simon vu Zell (Ekke Halmer, links) im Streit um eine neue Heilanstalt gegeneinander an. | Bild: R. Neugebauer

Zum Fasnachtsauftakt blicken die Narren bissig zurück

Zwischen Bahnübergang, Klinik und Gestaltungsbeirat: Das vergangene Jahr bietet den Narren reichlich Stoff. Sie lassen Bernd vom Twiel und Simon vu Zell gegeneinander antreten. Das Fasnachtsmotto: „Rucked zämme!“

Quelle: Südkurier Singen, 11.11.2022 von Stephan Freißmann

https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/singen/mit-dem-holzschwert-ums-krankenhaus-zum-fasnachtsauftakt-blicken-die-narren-bissig-zurueck;art372458,11359000

 

Wie war das nochmal mit dem neuen Krankenhaus? Da streiten sich zwei Städte beziehungsweise Ritter und am Ende ist ein Landvogt eben doch der Chef? So sah es zumindest auf der Bühne der Poppele-Zunft aus. Die Narren ließen bei ihrer Martinisitzung die beiden Ritter Bernd vom Twiel, dargestellt vom Singener Oberbürgermeister Bernd Häusler, und Simon vu Zell, dargestellt von Narrenspiegel-Regisseur Ekke Halmer, gegeneinander antreten.

Bernd vom Twiel, schwarzes Plastikpferd und Stimme von Narrenvadder Peter Kaufmann, ist erzürnt, weil Simon vu Zell, weißes Plastikpferd und Stimme von Zeremonienmeister Ingo Arnold, ein Grundstück für eine neue Heilanstalt präsentiert hat. Beide bekämpfen sich, durchaus mit Talent zum Improvisationstheater, mit ihren Holzschwertern, bis Zeno von Konstanz, der als Poppele verkleidet ist, dazwischen geht und die Streithähne trennt. Sie hätten beide dem Landvogt zu dienen, sagt der verkappte Landrat, und die Heilanstalt gehöre sowieso ihm. Den beiden Rittern bleibt nur noch, hängenden Kopfes die Bühne zu verlassen.

Ja ja, das Krankenhaus. Schon vor dieser mit dröhnendem Gelächter aus dem Saal belohnten, improvisierten Szene hat es eine wichtige Rolle gespielt, nämlich im Jahresrückblick von Zunftkanzler Ali Knoblauch. Dass das jetzige Krankenhaus in Radolfzell geschlossen werden soll, vergräme natürlich die Zeller, gab er in seiner gereimten Rede zu. Doch als Alt-Singener sehe er die Sache natürlich ganz neutral: Nirgends sei das geplante neue Krankenhaus schöner aufgehoben als in den Aach-Auen. Doch nun deuten sich finanzielle Grenzen für das Projekt an, sodass der Zunftkanzler der Poppele die rhetorische Frage stellt: Hätte man vor zehn Jahren vielleicht lieber ein neues Krankenhaus bauen statt fusionieren sollen? Applaus aus dem Saal.

Ali Knoblauch servierte einen Jahresrückblick, der manch eine Spitze bereit hielt. Angesichts der städtischen Investition für ein neues Quartier für die Teestube meinte er: Der Oberbürgermeister gebe Geld sicher proportional zur Größe des Vereins. 20 Millionen Euro für eine neue Halle für den Singener Stadtturnverein dürften da drin sein, rechnete er vor.

Auch die Fahrradstraßen habe er stundenlang suchen müssen, Schilder sollten im Oktober kommen – es sei nur nicht klar, in welchem Jahr. Und angesichts ihrer Faszination für Kochbananen bekam Bürgermeisterin Ute Seifried von ihm den Ehrentitel Banana-Queen verliehen – sie nahm es mit Humor. Relativ ausführlich bekam die Deutsche Bahn ihr Fett weg. Der Bahnübergang Schaffhauser Straße sei nach Stuttgart 21 sicher die zweitteuerste Bahnbaustelle des Landes, so oft, wie der gesperrt sei: „Die Baustelle hat Tradition.“ Bis der richtig funktioniert, hätten die Schweizer den nächsten Gotthard-Tunnel gebohrt, so Knoblauch. Und er sah auch schon weitere Hasen über die Schienen der Region hoppeln, nachdem die Linie von Singen nach Schaffhausen den Namen Rhyhas erhalten hat. Der Feldhas könnte Richtung Etzwilen fahren und der Dachhas per Seilbahn auf den Hohentwiel.

Bleibt noch der Blick nach vorne, auf das Motto der Fasnacht 2023. Das lautet „Rucked zämme“, wie Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk verkündete. Zum Beispiel gebe es auch schön warm, wenn man in Zeiten der Energiekrise zusammenrücke, erklärte Ekkehard Halmer in seiner Ansprache dazu. Und auch sonst lässt das Fasnachtsmotto allerlei Raum für Gedankenspielereien angesichts der verschiedenen Herausforderungen der Zeit.

Und an der Fasnacht, da sei alles real, betonte Glunk mit Blick auf die Singener Abendgesellschaft am Vorabend und ihren Ausflug in die virtuelle Welt des Metaversums: „Leute, die für ein virtuelles Bild echtes Geld bezahlen: Da machen wir Narren nicht mit.“ Bei der Fasnacht sei alles echt und beständig, so Stephan Glunk. Weshalb der Poppele bei der Martinisitzung auch leibhaftig aus seiner Gruft steig – wenn auch nur unter Theaterdonner und Kunstnebel.

Personalia

Die Martinisitzung ist für die Singener Poppele-Zunft auch immer die Gelegenheit für Personalwechsel. In diesem Jahr gab es drei Personalangelegenheiten: Marc Burzinski geht aus dem Rat zurück in die Hanselegruppe. Fränki Kraus, ehemals Hansele- und Hoorige Bärenvadder, wurde dieses Jahr offiziell verabschiedet und rückt in den Ehrenrat. Und Daniel Kech, der aus der Hanselegruppe kommt, wird in den Narrenrat aufgenommen.

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