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Singener Narren wollen langfristig dem Virus eine Nase drehen

Singener Narren wollen langfristig dem Virus eine Nase drehen

Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk glaubt an die Zukunft der Fastnacht. Für die nächste Saison sieht‘s aber eher düster aus.

Mitgliederversammlung der Poppele-Zunft im Bürgersaal
Der Lockdown kam erst nach den närrischen Tagen: Auf eine erfolgreiche Fasnacht 2019/20 blickt Zunftmeister Stephan Glunk (vorne rechts) bei der Mitgliederversammlung der Poppele-Zunft im Bürgersaal zurück. (Bild: Südkurier v. Christel Rossner)

Zunftmeister Stephan Glunk begrüßte seine Zünftler im Bürgersaal des Rathauses zur Mitgliederversammlung, die aus Coronagründen nicht im Poppelesaal stattfinden kann. „Wir danken dem Herrn Oberbürgermeister, dass wir diese Versammlung hier in dieser städtischen Immobilie durchführen dürfen.“

„Ich stelle zunächst fest, dass wir zu dieser Mitgliederversammlung fristgerecht durch eine Anzeige im Südkurier eingeladen haben und dass keine Anträge zur Tagesordnung eingegangen. Somit kann die Versammlung entsprechend der veröffentlichten Tagesordnung stattfinden.“

Bevor ich zu dem Tagesordnungspunkt „Bericht des Zunftmeisters“ komme, möchte ich euch bitten, euch zum Gedenken an unsere im letzten Geschäftsjahr verstorbenen Mitglieder zu erheben. Verstorben sind unsere Passivmitglieder Manfred Maier, Johanna Zuber und Dr. Ewald Veeser, unsere Rebwieber Bruni Lupsina, Irmgard Schüttler und Lilo Kornmayer, unser Zunftgeselle Erwin Ink und unsere Ehrenzunftgesellen Emil Netzhammer und – erst vorgestern – unser Ehrenzunftgeselle Dr. Franz Götz. Wir werden sie nicht vergessen.

 

Und so komme ich nun zum Tagesordnungspunkt „Bericht des Zunftmeisters“. Mein Bericht gliedert sich in vier Teile: 1. Corona, 2. Personalia, 3. Rückblick mit den Punkten 3a: Hauptversammlung der VSAN, 3b: Narrentreffen, 3c: Saalveranstaltungen, 3d: Veranstaltungen im Freien. Im abschließenden Punkt 4 geht es um die Kinder- und Jugendarbeit.

 

1: Corona

Wohl niemand von uns hätte es für möglich gehalten, dass ein Virus die ganze Welt in Schach halten kann. Da hatten wir eben eine wunderbare Fasnet gefeiert, vom Virus wurde schon geredet, aber er schien weit weg zu sein. Und dann kam es zum Lockdown, und natürlich waren auch wir in der Poppele-Zunft betroffen. Die Ratssitzung mit der Manöverkritik konnten wir noch abhalten, aber dann war für lange Zeit Schluss mit Versammlungen jeder Art. Diese Zeit, in der ich persönlich über viele Wochen keinen einzigen Abendtermin hatte, machte doch deutlich, wie oft wir uns in einem normalen Jahr zwischen der Fasnet und Pfingsten treffen, um die Fasnet nachzubesprechen und die neue Fasnet vorzubereiten. Ich glaube, ja weiß, dass wir diese Treffen sehr vermisst haben, und wir waren und sind alle glücklich, dass die ganz rigorosen Coronaregeln mittlerweile gelockert wurden. Stolz dürfen wir sein auf die vielen Mundschutznäherinnen in unserer Zunft, die in der Not viel Zeit aufgewendet haben, um die dringend benötigten Masken anzufertigen. Hoffen wir, dass wir uns alle besonders jetzt in der Sommerferienzeit besonnen und verantwortlich verhalten, damit die Infektionszahlen nicht wieder explodieren. Und wir alle stellen uns natürlich die Frage: wie sieht es mit der kommenden Fasnet aus, wird sie stattfinden und wenn ja in welchem Rahmen? Dazu werde ich später beim Tagesordnungspunkt 4 „Ausblick“ etwas sagen.

2: Personalia

Alle Gruppenversammlungen haben – alle um Wochen später als ursprünglich geplant – stattgefunden. Wiedergewählt als Gruppenführerinnen wurden bei den Schellehansele Sabine Dietz und bei den Rebwiebern Bettina Kraus, wiedergewählt als Gruppenführer wurden beim Fanfarenzug Adi Fernandez und bei den Zunftgesellen Markus Stengele. Bei einer spektakulär hohen Beteiligung von 63 anwesenden Hansele und Hoorige Bären wurde Aki Kania als Nachfolger von Fränki Kraus zum Gruppenführer gewählt. Aki Kania setzte sich bei der Wahl gegen seine Mitkonkurrenten Peter Gäng und Simon Tachtalis durch, denen beiden ein großer Respekt dafür gebührt, dass sie kandidiert haben, denn so war eine Wahl mit drei Alternativen möglich. Fränki erhielt zum Abschied für seine achtjährige Tätigkeit von den Anwesenden minutenlange stehende Ovationen und war sichtlich gerührt. Die wenigen Dankesworte des Zunftmeisters werden bei Fränkis kommender Verabschiedung in der Martinisitzung, die ja der eigentliche Ort für die Veränderungen im Personal ist (weil da der Poppele dabei ist!) die angemessene Erweiterung finden.

Über die Veränderung auf dem Posten des Zeugmeisters freue ich mich besonders: Holger Altevogt, dem ich an dieser Stelle – ebenfalls nur kurz – für seine langjährige Tätigkeit danke, übergibt die Zeugmeistergeschäfte an Sandra Georg, und damit – und das ist der Grund für meine Freude – steigt der Frauenanteil im Hohen Rat der Poppele-Zunft weiter an, und das ist doch toll!!

Alle von mir eben Erwähnten samt Schriftführer Dieter Glocker und Zeremonienmeister Ingo Arnold bedürfen laut Satzung noch der Bestätigung durch die Mitgliederversammmlung, und ich werde unter dem Tagesordnungspunkt „Wahlen“ euch um diese Bestätigung bitten. So nebenbei möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass Ali, Holger und ich nachher bei der Wahl zum Vorstand wieder zur Verfügung stehen.

Verabschieden werden wir an Martini auch Stefan Harter, unseren guten Geist der Zunftschüür, der nach vielen Jahren Hausmeistertätigkeit in der Zunftschüür darum gebeten hat, ihn von seiner Aufgabe zu entbinden. Diesem Wunsch haben wir entsprochen und danken Stefan für die großartige Arbeit, die er für uns und für die Poppele-Zunft geleistet hat. Einige seiner Aufgaben haben wir auf andere Personen verteilt, für die Aufgabe des Herausgebens und Registrierens von Material unterm Jahr und an der Fasnet sind wir noch auf der Suche nach einer geeigneten Person. Hier dürfen Interessenten sich gerne bei mir melden.

Ich möchte noch einen Blick in unserer Mitgliederzahlen werfen: die Poppele-Zunft hat aktuell 1047 Mitglieder, das sind 7 mehr als im letzten Jahr. Aufgegliedert sind das: 9 Althansele, 31 Ehrenräte, 7 Ehrenrebwieber, 95 Ehrenzunftgesellen, 33 Fanfarenzügler, 13 ehemalige Fanfarenzügler, 107 Hansele, 21 Hoorige Bären, 3 inaktive Rebwieber, 136 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren, 176 Passive, 26 Rätinnen und Räte, 176 Rebwieber, 60 Schellehansele, 105 Zunftgesellen und 48 inaktive Zunftgesellen. Insgesamt sind es also 601 Aktive, 310 Passive und 136 Unter-16-Jährige.

3a: Hauptversammlung der VSAN

Zum zweiten Mal nach 1993 war die Poppele-Zunft Gastgeber für die Hauptversammlung der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Damals war diese Versammlung übrigens die erste Großveranstaltung für mich als Zunftmeister. Für die Hauptversammlung im Jahre 2020 hatte niemand in der Poppele-Zunft an eine Bewerbung gedacht, aber als bei der Hauptversammlung im Januar 2019 in Willisau noch kein Bewerber für das folgende Jahr feststand, entsprach die Poppele-Zunft der eindringlichen Bitte des Präsidiums, die Veranstaltung auszurichten, und begann sofort mit den Vorbereitungen.

Und so kamen also am Wochenende 11./12. Januar fast 800 Narren aus den über 70 Mitgliedszünften der VSAN nach Singen. Am Freitag tagten in der Zunftschüür der kulturelle Beirat sowie das geschäftsführende Präsidium und das Gesamtpräsidium, am Samstagmorgen kamen im MAC II die Zunftmeister und ihre Stellvertreter zur Zunftmeisterversammlung und dem sich anschließenden Zunftmeisterempfang zusammen, um 14 Uhr begannen die Mitgliederversammlung in der Scheffelhalle und das zeitgleich stattfindende Partnerprogramm im MAC II, und um 20 Uhr begann der als »Singemer Fasnetsnacht« bezeichnete knapp zweistündige bunte Abend in der Scheffelhalle.

Und die Gäste waren voll des Lobes. Zum einen war es der Poppele-Zunft gelungen, alle Übernachtungsgäste in Hotels unterzubringen, von denen das Hostel am Friedinger Wald mit 1,9 Kilometern Entfernung von der Scheffelhalle das am weitesten entfernte – und gegebenenfalls immer noch zu Fuß erreichbar – war. Zum anderen beeindruckte die Gäste, dass zu jeder Zeit Kleinbusse vor der Scheffelhalle verfügbar waren, die die Hotels nach Bedarf anfuhren. Die besonderen – neudeutsch gesagt – »Locations« wurden auch gelobt: das MAC II mitseiner »Sky Lounge« und dem fantastischen Blick auf den Hohentwiel, die fasnächtlich geschmückte Scheffelhalle mit ihrer unvergleichlichen Atmosphäre, die Zunftschüür mit ihrem Poppele-Saal, der Poppelestube und dem Fanfarenzugkeller.

Die 180 Gäste beim Partnerprogramm am Nachmittag genossen zunächst eine einstündige Führung durch das MAC II und wurden dann in der Sky Lounge bei Kaffee und Kuchen von einer dreiköpfigen Musikgruppe aus Bonndorf unterhalten, die am Abend dann auch in der Zunftschüür aufspielte, wo diejenigen Gäste sich bis 22Uhr aufhielten, die für den bunten Abend in der nur 600 Sitzplätze fassenden Scheffelhalle keine Karten bekommen konnten.

Und der bunte Abend bestand aus einer kurzweiligen Nonstop-Show: Nach dem Eröffnungsmonolog des Poppele und dem Einmarsch der Poppele-Zunft-Figuren tanzten die Rebwieber, Begeisterungsstürme rief die »Handwerkernummer« der Poppele-Traditionsfiguren samt Zunftmeister hervor, zu den Klängen von »SexBomb« zeigte Elsbeth Luzio, wie ein Rebwieb sich für die Fasnet richtet, mit ihrem »Feuerwehrtanz« erfreuten junge Zunftgesellen und Hansele besonders das weibliche Publikum, die Turner des Stadtturnvereins zeigten waghalsige Sprünge, und die Dramatischen Vier sangen von ihren Erfahrungen als Handwerker und schwärmten in ihrem Lied »Oh lieber Gott« von der Fasnet in Singen. Und am Schluss der Höhepunkt: zu dem von Flavia Götz gesungenen Lied »Fasnet was my first love« zogen über 100 Mitglieder der anderen Singener Narrenzünfte in die Scheffelhalle ein und bevölkerten die Bühne – ein Gänsehautmoment für alle im Saal!

Fast 250 Mitglieder der Poppele-Zunft waren als Helferinnen und Helfer während der Hauptversammlung im Einsatz. Allen sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. Wir haben übrigens eine 40-seitige Dokumentation der Planung und Durchführung des Großereignisses zusammengestellt für den Fall, dass die Poppele-Zunft wieder einmal mit der Hauptversammlung betraut wird.

3b: Narrentreffen

Die Poppele-Zunft hat an der letzten Fasnet zwei Narrentreffen besucht, nämlich in Pfullendorf und in Bad Cannstatt. Ich möchte alle, die sich außerhalb von Singen im Umzug der Öffentlichkeit präsentieren, an dieser Stelle mal ausdrücklich loben: wir geben nämlich mit unserer Vielfalt an Einzelfiguren und Gruppen immer ein ganz hervorragendes Bild ab, und die musikalisch-rhythmische Lebendigkeit unseres Fasnetsrufs bringt dann halt schon ein anderes Leben in die Zuschauermenge als ein doch recht eintöniges „Narri Narro“. Und ich lobe hier besonders die vielen, die sich den ganzen Umzugsweg die Seele aus dem Leib schreien, um die Zuschauer zum Mitmachen zu animieren. Ein ganz besonderer Höhepunkt war natürlich die Zugfahrt zum Großen Narrentreffen nach Bad Cannstatt. Wer dabei war, weiß warum. Es ist der Leidenschaft und der Beharrlichkeit unseres Säckelmeisters Holger zu verdanken, der trotz vieler Widrigkeiten nie locker gelassen hat, sodass der Zug dann schließlich fahren konnte. Und Holger wird in seinem Kassenbericht mit großer Freude und mit berechtigtem Stolz berichten, dass die Zugfahrt auch finanziell ein Erfolg war, wenn man nämlich die Einnahmen aus dem von der Poppele-Zunft organisierten Getränkeverkauf bedenkt. Na ja, dass Narren, eingesperrt in einen Zug, überaus durstig sind, ist ja kein Geheimnis. Und hier ist auch Zunftkanzler Ali zu danken, der höchstpersönlich die Getränke in Radolfzell zum Zug gebracht und eingeladen und das Leergut ebenfalls höchstpersönlich von Stuttgart wieder nach Singen transportiert hat.

3c: Saalveranstaltungen

Wir konnten uns an der letzten Fasnet wieder sehr über gelungene Veranstaltungen freuen. Zu nennen wäre da der Narrenspiegel in der Stadthalle, der mit neuen Elementen wie z.B. den Videoeinblendungen mit dem Poppele, der per Anhalter vom Krähen in die Stadthalle fährt, gezeigt hat, dass wir da ganz up to date sind. Auch die doch recht spontan erfolgte Verpflichtung der Turner des Stadtturnvereins erwies sich als richtig, rissen diese doch das Publikum mit ihrer wunderbaren Nummer zu Beifallsstürmen hin. Dass das selbst gesteckte Ziel der Narrenspiegelmacher, nämlich ein Ende um genau 23 Uhr, damit etwas verfehlt wurde, konnte man angesichts des insgesamt tollen Programms wegstecken. Allen Mitwirkenden beim Narrenspiegel sei an dieser Stelle Dank gesagt, besonders dem umtriebigen, seine Mittexter stets anspornenden, nie seine gute Laune verlierenden, immer alle Fäden in der Hand haltenden Narrenspiegelregisseur Ekke Halmer.

Auch unsere beiden Bälle in der Scheffelhalle waren ein Erfolg, insbesondere der Zunftball war ja schon weit im Vorfeld völlig ausverkauft. Wir haben den Vorverkauf zum zweiten Mal online durchgeführt und hatten aus dem ersten Mal gelernt. Sicherlich können wir da aber immer noch besser werden. Dass wir bei der Singemer Fasnetsnacht erstmals seit vielen Jahren wieder zu zwei Bands zurückgekehrt sind, die von 20 Uhr bis 4 Uhr morgens nonstop spielen, ist bei unserem Publikum gut angekommen, und uns hat es auch gefallen. So konnte auch die Zahl der uns besuchenden Guggemusiken reduziert werden, die bisher ja gebraucht wurden, um der allein spielenden Band Verschnaufpausen zu verschaffen. Lasst mich an dieser Stelle mal erwähnen, dass wir hier besonders unserem Säckelmeister zu danken haben, der im Vorfeld und während der Bälle unglaublich viel Arbeit leistet, die ein Außenstehender gar nicht so recht wahrnimmt, und auch unserem Eierwieb Uwe muss ein großer Dank gelten, der bei der Auswahl der Bands und bei der Verpflichtung – und Verpflegung – der Guggemusiken ebenfalls viel Zeit investiert.

Zum Wachdienst während der Bälle, den wir ja im einstündigen Wechsel selbst durchführen, muss man kritisch bemerken, dass es leider doch immer wieder vorkommt, dass eingeteilte Wachen unentschuldigt diesem Dienst fernbleiben. Hier müssen wir besser werden, und der Appell geht an diese Säumigen, erstens den Poppele mont genau zu lesen und sich dann der hohen Bedeutung dieses Wachdienstes für die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Gäste bewusst zu sein.

Eine weitere Saalveranstaltung möchte ich an dieser Stelle erwähnen, nämlich den Rebwieberball, der zum zweiten Mal im Hammer stattgefunden hat und dank der enormen Werbemaßnahmen unserer Rebwiebermodder zu einem tollen Erfolg geworden ist. Es zeigt sich, dass heutzutage die Mund-zu-Mund-Propaganda besser funktioniert als viele andere Wege der Kommunikation.

Die Martinisitzung im Krüüzsaal war wieder sehr gut besucht – es ist immer wieder eine Freude zu sehen, wie viele Menschen sich den Tag frei nehmen, um den Poppele zu beobachten, wie er aus seiner Gruft steigt. Und dass es gelingt, über 50 Nicht-Zünftler zu bewegen, diese Sitzung zu besuchen nämlich per persönlicher Einladung, darunter natürlich immer der Herr OB und die Bürgermeisterin und etliche Stadträte, zeigt, welch hohen Stellenwert diese Sitzung im gesellschaftlichen Leben unserer Stadt einnimmt. Im Zentrum des Interesses steht dabei natürlich immer der Rückblick von Zunftkanzler Ali, der mit dem Blick des kritischen Narren die Ereignisse in unserer Stadt beleuchtet.

Und nun noch ein Wort zur Machtübernahme am Schmutzige Dunschdig. Dort, so haben wir in unserer Manöverkritik angemerkt, waren wir auch schon mal mehr Zünftler, war es unten im Saal auch schon mal voller, waren die Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Galerie auch schon mal jünger. Nun hängt die Teilnehmer- und Besucherzahl immer natürlich auch ein bisschen vom Wetter draußen ab, und dieses Jahr war das Wetter ja nun wirklich wunderbar, sodass manch einer lieber die Sonne draußen genossen hat. Trotzdem sollten wir aber überlegen, wie wir diese doch sehr wichtige Veranstaltung – immerhin wird da ja der OB abgesetzt – weiter attraktiv halten können. Den Vorschlag, sie ins Freie auf den Hohgarten zu verlagern, habe ich bisher immer abgelehnt. Mal schauen, vielleicht zwingt uns Corona ja dazu, genau dieses am nächsten Schmotzige zu tun, dann werden wir ja mal sehen…

3d: Veranstaltungen im Freien

Ja, was hatten wir für ein tolles Wetter an dieser Fasnet, und ich rede vor allen Dingen hier über den Umzug am Fasnet-Samschdig, der – trotz einiger Lücken – ein fantastischer Umzug war mit gefühlt so vielen Zuschauern wie noch nie. Es war ein wunderbarer Tag im Freien, alle unsere Konzepte haben gut funktioniert, und wir durften uns über ganz viele gut gelaunte und fröhliche Umzugsteilnehmerinnen und –teilnehmer freuen. Auch das Konzept auf dem Rathausplatz, das gegenüber dem Vorjahr in einigen Punkten überarbeitet wurde – zum Beispiel was die Zahl der Security-Mitarbeiter oder die Ausleuchtung des Platzes anbelangt – hat gut funktioniert. Auch am Zugang zum Rathausplatz wurde genauer kontrolliert, auf die Plakettenpflicht beim Betreten wurde genau geachtet, sodass wir eine große Zahl von Plaketten zusätzlich verkaufen konnten. Hier ist Zeugmeister Holger zu danken für seinen unermüdlichen Einsatz, und ein Super-Lob gebührt unserem Marktmeister Rainer Maier, der auf dem Rathausplatz schier Unglaubliches leistet und fast nie die Geduld verliert.

Was den Rathausplatz anbelangt, der in den vergangenen Jahren zum Erfolg geworden ist, müssen wir aber auch kritisch anmerken, dass er uns Jahr für Jahr mehr Geld kostet. Säckelmeister Holger wird in seinem Kassenbericht Näheres dazu sagen. Wir hatten auch wieder einen schönen Närrischen Jahrmarkt, allerdings doch mit weniger Besucherinnen und Besuchern als in den letzten Jahren, was sich – auch hier wird der Säckelmeister etwas sagen – dann auch im Gewinn niederschlägt. Bei den Besucherzahlen mag eine Rolle gespielt haben, dass der Närrische Ohrwurm ja in diesem Jahr nicht mehr stattfand. Wir beobachten aber auch, dass um Singen herum am Fasnetsunndig zunehmend mehr Veranstaltungen stattfinden. Hier müssen wir weiter an der Attraktivität unseres Jahrmarkts arbeiten, und auch hier tut Marktmeister Rainer ja schon ganz ganz viel und ist für neue Ideen offen.

4: Kinder- und Jugendarbeit

Ganz wichtig in der heutigen Zeit ist es – und da sind wir uns alle einig – dass wir die Kinder und Jugendlichen für die Fasnet begeistern. Das ist angesichts der vielen Ablenkungsmöglichkeiten, denen Kinder und Jugendliche heute ausgesetzt sind, ein schwieriges Unterfangen. In diesem Bewusstsein lassen wir in der Poppele-Zunft nicht locker: mit großem zeitlichen und personellen Aufwand haben wir vor der letzten Fasnet an neun Tagen insgesamt 39 Kindergärten und Schulen besucht. Am Schmutzige Dunschdig haben wir, teils mit der Unterstützung anderer Narrenvereine, die zwölf Singener Schulen geschlossen. Die Medienmappe der Poppele-Zunft, die allen Kindergärten und Schulen vorliegt, haben wir erweitert. Die Kinderfibel, die wir an alle Kindergärten und an die Klassen eins bis fünf verteilen (das sind insgesamt fast 3000 Kinder), geht nächstes Jahr in die vierte Auflage. Und die vielen Kinder und Jugendlichen, die am Fasnet-Samschdig beim Umzug mitlaufen, belohnen wir mit einer Wurst. In unserem eigenen Verein sind wir mit dem Team um Caro Veith ebenfalls hervorragend aufgestellt, und exemplarisch möchte ich für die Aktivitäten unserer Poppele-Jugend das Fällen und Aufstellen des Kindernarrenbaums am Samstag vor dem Schmotzige nennen. Auch unsere anderen Gruppenführerinnen und Gruppenführer versuchen mit speziellen Veranstaltungen für die jungen Mitglieder diese ans Leben der Poppele-Zunft heranzuführen. Bei diesen Veranstaltungen wäre eine größere Teilnehmerzahl durchaus wünschenswert, und ich möchte alle ermuntern, ihre Kinder zu diesen Terminen zu schicken. Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die sich hier um unseren Nachwuchs bemühen. Ich darf noch erwähnen, dass im kürzlich erschienenen Jahrbuch der Stadt Singen ein von Udo Klaiber und Marco Stemmer verfasster Artikel das im letzten Jahr gefeierte 25-jährige Bestehen der Poppele-Jugend auf schöne Weise würdigen.

 

Zum Schluss möchte ich noch eine Veranstaltung erwähnen, die uns seit Jahrzehnten am Herzen liegt, weil sie immer unser Herz berührt. Ich rede von unserem Besuch des Kinderheims Peter und Paul am Vorabend des Schmutzige Dunschdig. Dieses Jahr hatte Jürgen Napel, der Leiter des Kinderheims, uns im Vorfeld signalisiert, dass der Besuch ausfallen müsse, weil wegen Personalknappheit eine Vorbereitung auch in Bezug auf das immer dargebotene Programm nicht möglich sei. Und da kam der Poppele ins Spiel: für Timo war eine Fasnet ohne Besuch im Kinderheim nicht vorstellbar, und so schaffte er es Jürgen Napel davon zu überzeugen, dass er, der Poppele, auch ohne dargebotenes Programm selig und zufrieden sein würde. Und so besuchte also der Poppele mit seinen Getreuen, darunter die Männer vom Billige Jakob, wie sonst auch das Kinderheim, die Kinder bekamen – wie sonst auch – vom Billige Jakob ihr Taschengeld und waren glücklich. Und Jürgen Napel sang als Dankeschön ein zu Herzen gehendes Lied, das wir im kommenden Poppelemont abdrucken werden. – So schön kann Fasnet sein!

Und so komme ich nun zum Schluss meines Berichts. Ich konnte von einer sehr schönen Fasnet berichten, mein besonderer Dank gilt den Mitgliedern des Hohen Rates der Zunft, und was wäre der Zunftmeister ohne seine zwei Vorstandskollegen. Ali und Holger, vielen Dank!

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit.

Stephan Glunk, Zunftmeister

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