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„Voll unter Dampf“ Ausflug der Zunftgesellen und Hansele

"Voll unter Dampf" Ausflug der Zunftgesellen und Hansele

Ausgestattet mit üppigem Reiseproviant startete der Ausflug der männlichen Zunftmitglieder unter dem diesjährigen Motto „Voll unter Dampf“ in Richtung Randen. Mit an Board waren fast 50 Zunftgesellen, Hansele, Räte und Ehrenräte wie Alfred, Bruno und Jogi.

Das Organisationsteam um Bernhard Ficht, Bernd Schilling, Aki Kania, Michael Moser und Tobi Knittel ließ keine Wünsche offen und erhielt ganz großes Lob der Zünftler. Zum Start der Busfahrt wurden wie bei einer Flugreise Getränke und Snacks serviert sowie der Reiseverlauf zuerst mit kräftiger Stimme, dann doch lieber mit dem Mikro angekündigt. Um die Vorauswahl des Mittagessens nicht zu vergessen, wurden Merkzettel verteilt, auf deren Vorteile später eingegangen wird.

Das im Vorfeld nicht bekanntgegebene Ziel der Reise war gemäß dem Motto des Ausflugs „Voll unter Dampf“ die „Sauschwänzlebahn“ in Blumberg-Zollhaus. Die einzigarte „Sauschwänzlebahn“ führt in einer nostalgischen Museumbahn mit Dampflok von Blumberg-Zollhaus nach Weizen über viele Brücken und Tunnel – und wieder zurück. Weil die Steigung von sechs Prozent für die schweren Züge damals zu viel war, wurde die zu militärischen Zwecken gebaute Strecke durch Bögen, Kehrschleifen und eine Kreiskehre im Tunnel auf fast 26 Kilometer verlängert. Daher stammt der Name „Sauschwänzlebahn“.

Der Wagen 5 war für die Poppele-Zunft reserviert. In der gefühlt überbuchten Museumsbahn fand erst nach ein paar Platzwechseln mit vorwiegend betagten Mitreisenden jeder eine Sitzgelegenheit. Die Fahrt war geprägt von großartigen Blicken in die Täler der Umgebung, in die Wutachflühen, in den Schwarzwald bis in die Alpen. Eisenbähnler und Hansele Bernd Schilling überraschte mit herrlichen Anekdoten und seinem Wissen zur Museumsbahn, da er vor Jahrzehnten beruflich am Fahrkartenschalter in Zollhaus eingesetzt war. Dazu kam „Ira“, die in der Bahn mit ihrem Getränkewagen für Erquickungen sorgte.

Halt der Bahn war in Weizen, dessen Name Programm war. Unter großem Beifall und neidischen Blicken der anderen Reisenden wurden die Zünftler mit wunderbar eingeschenktem WEIZEN-Bier, Brezeln und Landjäger empfangen. Dank an Rebwiebermodder Bettina Kraus und Schellenhanselmodder Sabine Dietz, die sich extra für die Verköstigung die Zeit nahmen und nach Weizen gefahren waren. Als Dankeschön erhielt jede von ihnen einen Blumenstrauß.

Nach kurzer Verweildauer ging es die gleiche Strecke mit der Sauschwänzlebahn wieder zurück nach Blumberg-Zollhaus. Diesmal unter Volldampf, da die Lok bergauf schnaufen musste. Fast hätten ein paar Zünftler mit dem Namen Sebastian die Rückfahrt verfasst, da sie es sich im nebenan wartenden Bus bequem machten.

Von Zollhaus lenkte uns unser Busfahrer zum Mittagessen ins benachbarte Achdorf im Wutachtal in den herrlichen Biergarten des Landgasthauses Scheffellinde. Aufgrund der guten Vorbereitung zückte jeder seinen Merkzettel und bestellte entweder Nummer V1, E1, E4 oder E6 zum Essen. Doch leider wusste die Bedienung damit wenig anzufangen und jeder musste sich an die konkrete Bezeichnung seines vorbestellen Essens erinnern. Das hat überraschend gut geklappt und gestärkt von SchniPoSa oder Filetpfännle grüßte – in Anlehnung an einen berühmten Kinofilm – das Murmeltier. Zum dritten Mal war Blumberg-Zollhaus das Ziel der Reise, dieses Mal zum Besuch des Eisenbahnmuseums der Sauschwänzlebahn, das sich im Bahnhof von Zollhaus befindet. Damit erweiterten die Zünftler die gleichzeitig im Hegau stattfindende Museumsnacht an das Ende des Randen.

Vor dem Museum wartete der ehrenamtliche Mitarbeiter Dietmar Niche, der uns in nicht zu erwartendem Berliner Dialekt leidenschaftliche Einblicke in die Geschichte und aktuelle Situation der Sauschwänzlebahn gewährte. Wer wollte, der hörte den Worten von Dietmar zu oder erkundete eigenständig das Museum mit seinen vielen historischen Ausstellungsstücken. Manche fanden Ruhe bei der Filmvorführung über die Musemsbahn oder auf historischen Wartebänken.

Vollgepackt mit vielen Eindrücken ging die kurvenreiche Busfahrt auf schmalen Straßen in den nördlichen Hegau nach Zimmerholz. Dort wartete eine Überraschung für viele: der „Scharfrichter aus Konstanz“ mit seiner Frau. Scharfrichter – das ist der mit der Schärfe des Richtbeils – ist eine seit dem Mittelalter gebräuchliche Berufsbezeichnung für den Vollstrecker der Todesstrafe oder anderer Gerichtsurteile. Silke Giza und Jürgen Schächtle haben sich aus mittelalterlicher Leidenschaft diese historischen Personen seit Jahren zum Hobby gemacht. Als erste Lektion lernten wir einen großen Fehler bei der Begrüßung gemacht zu haben, denn einen Scharfrichter darf man nie berühren, weil man dann selbst zum Außenseiter der Gesellschaft wird. Auch das Klopfen auf einen Tisch bei der Begrüßung ist nur Geächteten vorbehalten.

Was dann im mittelalterlich dekorierten Raum folgte, sorgte teilweise für Magenverstimmungen oder für ungläubiges Staunen. Detailgetreu und bildlich beschrieb Jürgen Schächtle die grausamen Folter- und Hinrichtungsmethoden eines Scharfrichters im Mittelalter, um Geständnisse von Delinquenten zur erzwingen oder zu vollstrecken. Maulbirne, Daumenquetsche, Sehnenritze, Schädelspalter, die Strafe des Rattelns, Köpfen, Rädern und Hängen erläuterte der Hobby-Scharfrichter Jürgen Schächtle mit anschaulichen Folterinstrumenten. Zusammenfassend war es ein nicht alltäglicher Vortrag über mittelalterliche und grausame Riten der Menschheit. Bei aufkommenden Zweifeln am Wahrheitsgehalt einzelner Foltermethoden fand Jürgen Schächtle immer „ganz einfache“ Antworten aus seinem fundierten Wissen über den Berufsstand eines Scharfrichters.

Mit großem Applaus auf der Rückfahrt für das Organisationsteam und den Worten „ein Mal gemacht, ist Tradition“ endete der fabelhafte Ausflug der Zunftgesellen und Hansele „Voll unter Dampf“ bei einem Abschlusshock in der Zunftschüür.

Bilder zum Ausflug …

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