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Fasnet bleibt in der Schwebe

Fasnet bleibt in der Schwebe

Quelle: Südkuier, 17.12.2021 von Matthias Güntert

Lange haben die Narren in Singen gebangt. Sie haben mit Hoffnung in Richtung Fasnet 2022 geschaut. Doch jetzt steht fest: Auch im kommenden Jahr wird es nur eine Fasnet mit großen pandemiebedingten Einschränkungen geben. Zurück zu einer närrischen Zeit, wie es sie wie vor Corona einmal gab, wird es auch 2022 nicht gehen. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber die aktuellen Entwicklungen lassen eine normale Fasnet nicht zu“, sagte Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk. Es ist nicht das erste Mal, dass die Singener Narren die Corona-Bremse ziehen müssen. Auch die zurückliegende Fasnacht 2021 konnte zum Schutz vor Ansteckungen mit dem Coronavirus nur in einem sehr sparsamen Rahmen stattfinden, Bälle und Umzüge wurden abgesagt.

2022 wird dies ähnlich sein, wobei die Poppele noch nicht alle Saalveranstaltungen gänzlich abgesagt haben. Was aber schon jetzt sicher ist: Es wird im kommenden Jahr keinen Narrenspiegel, Kindernachmittag, Jugendball und närrischen Jahrmarkt geben. Gerade beim närrischen Jahrmarkt hätten die Singener Narren laut Säckelmeister Holger Marxer keine andere Wahl gehabt: „Das passt nicht in die aktuelle Zeit.“ Als Beispiel nannte er den Stand des Billigen Jakob. „Es ist nicht denkbar, dass sich dort 100 bis 150 Menschen treffen und feilschen“, sagte er. Zunftkanzler Ali Knoblauch ergänzte: „Alles, was lange vorbereitet werden muss, haben wir abgesagt.“ Dazu zähle etwa auch der Narrenspiegel. Hier stehe laut Knoblauch derzeit nicht zur Debatte, dass geprobt werden könne. „Es geht auch darum, unsere Mitglieder zu schützen“, betonte er. Überhaupt lebe der Narrenspiegel neben den Beiträgen auf der Bühne vor allem vom Publikum. „Mit stark reduzierten Besucherzahlen ist ein Narrenspiegel einfach nicht denkbar“, sagte er.

Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Zunftball, den Schulbefreiungen, dem Narrenbaumstellen, der Singener Fasnetsnacht, dem Rebwieberball und der Bewirtschaftung auf dem Rathausplatz. Hier machte Zunftmeister Stephan Glunk deutlich, dass aufgrund der aktuellen Corona-Lage wohl nichts davon stattfinden könne. Ein Hintertürchen ließen sich die Narren allerdings offen: „Wir planen derzeit in alle Richtungen. Wir müssen und werden flexibel sein“, so der Poppele-Chef. Es werde erst in etwa vier bis sechs Wochen wirklich sicher sein, was an der Fasnet in Singen wirklich denkbar sei. „Wir planen alles auf Halde“, so Holger Marxer.

Wie es mit den Umzügen am Schmutzigen Dunschtig und am Fasnetsamschdig aussehen wird, ist derzeit ebenfalls nicht klar. Das Problem hierbei: „Die Anzahl der teilnehmenden Zünfte können wir steuern, aber bei den Besucherzahlen sind wir machtlos“, machte Glunk deutlich. Aber aufgeben wollen die Singener Poppele nicht – noch nicht. Säckelmeister Holger Marxer verdeutlichte, dass man aufgrund der Größe der Singener Narrenzunft schnell auf sich ändernde Begebenheiten reagieren könnte. Eine sogenannte Guerilla-Fasnacht, mit mehreren kleinen und versteckten Aktionen, werde es nicht geben. „Aber wir werden in Singen eine kleine Fasnet machen“, so Marxer. Wie und in welchem Umfang, lasse sich derzeit noch nicht sagen. Zudem können sich die Poppele wieder wie 2021 eine Online-Fasnet mit kurzen Videos vorstellen. „Im vergangenen Jahr hatten wir zwölf Filmchen, das kam gut an“, sagte Glunk.

Was hingegen feststeht: Derzeit schaut es danach aus, dass die Machtübernahme auf dem Rathausplatz, die Schnurrernacht und das Bärentreiben vielleicht möglich sein werden. „Wir sind über die jetzige Situation sehr traurig, aber wir stecken nicht den Kopf in den Sand“, betonte Glunk. Dass die Singener Narren ihre Zuversicht noch nicht verloren haben, wird an einem Umstand deutlich: Das Motto für 2022 „Mir dätet welle“ wurde kurzerhand um ein „trotzdem“ erweitert.

Die Sorgen wachsen

Finanziell bedeuten die abgesagten Veranstaltungen an der anstehenden Fasnet 2022 für die Singener Poppele erheblich Einbußen. Besorgniserregend sind sie allerdings noch nicht, wie Säckelmeister Holger Marxer erklärte: „Die Poppele gehören zu denen Zünften, die gut durch die Corona-Krise gekommen sind.“ Dafür habe man etwa anstehende Sanierungen an der Zunftschüür verschoben und an anderen Stellen gespart. Ein Aber bleibt dennoch: „Wir können es uns erlauben, auch die Fasnet 2022 zu verlieren, aber dann wird es eng“, so Marxer.

Artikel des SÜDKURIER: https://www.suedkurier.de/art372458,10997355

 

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