1) Der spärlichen Überlieferung ist es zu verdanken, dass die „Narrenzunft Poppele e. V. 1862″ bis zum Jahre 1959 eine falsche Jahresbezeichnung führte, denn das eigentliche Gründungsjahr 1860 ist nach 1910 vollkommen vergessen worden.
2) Die aus dem Privatarchiv von Peter Oexle stammenden 7 einschlägigen Sammelbände tragen die Nummern 60, 62, 64, 71, 76, 96 und 96 d und wurden von ihm der Poppele- Zunft übergeben. Aus seinem Archiv wurden 4 weitere Bände, nämlich Sammelband II (Beiträge zur Stadtgeschichte) mit 3 Nachtragsbänden benutzt, die Peter Oexle dem Stadtarchiv überlassen hat. Ferner ist die von Peter Oexle um 1933 verfasste Poppele- Chronik herangezogen worden.
3) Für viele Hinweise schuldet der Verfasser Herrn Malermeister Hermann Pfoser Dank.
4) Die Zahl der Archivalien des alten Singen ist weitaus geringer als die anderen Dörfer. Die Masse der Akten beginnt erst um 1890—1910. Inventar des Stadtarchivs Singen (Hohentwiel), hg. 1954 durch Dr. Berner (masch.-schriftlich), S. III ff. — Vgl. die zahlreichen Rügen des Bezirksamts Radolfzell seit den 50er Jahren über die mangelnde Registraturführung, z. T. verursacht durch die ständige Raumnot, ferner unkontrollierte Aktenausscheidung usw. a. a. O.
5) Als Beispiel hierzu sei angeführt, daß in den 80er Jahren auf dem Dachboden des Rathauses noch die kompletten Uniformen der einstigen Singener Bürgerwehr lagerten, die dann spurlos verschwanden, ohne daß ein einziges Stück davon aufbewahrt wurde.
6) Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zählte Singen rund 1200 Einwohner. 1858 hatte Engen 1609, Radolfzell 1370, Meßkirch 1726 und Stockach 1823 Einwohner.
7) Durch die ziemlich gleichförmige Kleidung waren die darin steckenden Personen kaum zu erkennen.
8) Im Enzenberg-Archiv S II 9/1 liegen Ge- und Verbote zur Fasnacht aus dem 18. Jh.
9) Siehe in dieser Veröffentlichung, S. 52.
10) Höhgauer Erzähler Nr. 28 v. 5. III. 1859 S. 104.
11) a. a. O. Nr. 20 v. 16. II. 1860 S. 119 f.
12) Gaslicht war etwas unerhört Modernes, ebenso wie die Eisenbahn, die 1863 eröffnet wurde. Alle diese erwarteten und noch nie gesehenen Dinge reizten immer wieder zu phantastischen fasnächtlichen Zukunftsbildern. — Der Bahnhof wurde etwa bis 1896 mit Gas beleuchtet, das in einem kleinen bahneigenen Gaswerk auf der Südseite der Schienenstraße gegenüber dem Eingang zur heutigen Maggistraße stand; ein Teil des Gebäudes wurde 1945 durch Bomben zerstört. — Mit der „Kornhalle“ ist die enzenbergische Fruchthalle beim Schloß gemeint.
13) Höhgauer Erzähler Nr. 25 v. 27. II. 1862 S. 195.
14) a. a. O. Nr. 20 v. 14. II. 1863, S. 158 f.
15) a. a. O. Nr. 27 v. 2. III. 1867, S. 194
16) Die Singener Anzeigen im Höhgauer Erzähler waren im Vergleich zu den Inseraten anderer Narrenvereine fast durchweg die größten und umfangreichsten, was Rückschlüsse auf die Bedeutung und das Ansehen der Singener Fasnetspiele nahelegt.
17) Wahrscheinlich stammt die alte Poppelefahne aus dem Jahre 1885. Vielleicht stand bei der Namengebung auch der Gedanke Pate, einen Schirmherren für die Fasnet zu gewinnen nach Stockacher Beispiel.
18) Brauerei Mündig = Kässnerbrauerei (heute Opel-Dienst Brecht)
Brauerei Ochsen = heute Irrlewind, Kosmetik, Scheffelstraße 37
Brauerei Hammer = heutiges Restaurant Stadtgarten
Brauerei Haas = heutige Friedenslinde
Brauerei Anton Müller = heute Müllers Restaurant, Hauptstraße 8
Brauerei Karl Waibel = heutiger Gambrinus
Brauerei Jak. Buchegger (Köbi) = heutiger Deutscher Hof Hohentwieler
Brauerei = Domäne Hohentwiel
(Freundlicherweise mitgeteilt durch Herrn Malermeister Hermann Pfoser, Singen).
19) Am Sonntag, den 11. II. 1906, fand in den Sälen der Kässner-Brauerei eine erste Zusammenkunft der bei den Hohentwiel-Festspielen mitwirkenden Damen und Herren statt. Anwesend waren 400—500 Personen aus Singen und der näheren Umgebung. Singener Nachrichten vom 14. 2. 1906 (Nr. 19).
20) Viele Geschäftsleute und Beamte hielten sich fern und kritisierten dafür um so lieber. Di; nach 1900 Zugewanderten kannten die alemannische Fasnet kaum oder gar nicht, standen ihr völlig verständnislos gegenüber und hielten sie für ein lächerliches Getue, das erwachsenen Menschen unwürdig sei. 1910 bestand die Einwohnerschaft zu mehr als zwei Drittel aus Neubürgern.
21) In jenen Jahren brachte die von einigen Poppele-Mitgliedern auf eigene Faust gefeierte „Wilde Fasnet“ die Narrenvereinigung in Mißkredit.
22) Allerdings gab es schon früher Narrenzeitungen, so 1878 die erste des Lesevereins, 1914 die „Platzpatrone“, 1925 „Der alte Poppele“ und ab 1927 fast alljährlich eine Poppele- Narrenzeitung.
22a) Dr. Ernst Dycke (25. X. 1863—6.1. 1947) hat schon 1906/07 ein Büchlein „Der Burgvogt vom Hohenkrähen. Ein Sang aus dem Hegau“ veröffentlicht (Hofbuchhändler Ernst Ackermann, Konstanz). Vgl. S. 104 in dieser Veröffentlichung. — Das Buch ist dem Grafen Zeppelin gewidmet
23) S. Anmerkung 1.
24) In dieser Liste fehlen noch das Eierweib, der Hoorig Bär und der Blätzlibuä.
25) Schon 1934 und auch 1935 wieder hatte Peter Oexle in einem Schaufenster seines Geschäftes eine Singener Fasnetausstellung gezeigt, darunter auch einen „Blätzlibuä“ und Hoorig Bär.
26) Schon seit 1930 hatte man versucht, die „Übergabe der Stadtgewalt“ an die Narren durchzuführen, doch fand man bei den Herren der Stadtverwaltung nicht das notwendige Verständnis dafür.
27) Motto: „Eine Nacht in St. Pauli“.
28) Mit Sondergenehmigung der franz. Militärregierung in Freiburg.
29) Die meisten Hotels und Gasthöfe waren von den Franzosen beschlagnahmt, darunter auch die „Sonne“. Vom Inventar war viel verdorben oder den Franzosen zum Opfer gefallen, z. B. 50 blaue Kutten für die Stadtmusik und viele Einzelkostüme; das Poppele- Kostüm war schwer beschädigt. Glücklicherweise hatte Peter Oexle rechtzeitig sämtliche der Zunft gehörenden historischen Bilder in der „Sonne“ sowie eine Anzahl Requisiten und den größten Teil des Poppele-Archivs in seiner Wohnung geborgen. — Wegen der Beschlagnahme der „Sonne“ diente die „Friedenslinde“ einige Jahre als Narrenlokal.
30) Die Kosten von 1570.- RM wurden von den Zunftmitgliedern und durch freiwillige Spenden bestritten,- mit dem Erträgnis aus der Narrenbaumversteigerung verblieb sogar noch ein Überschuß von 230,30 RM.
31) Nach Kriegsende hatte die Besatzungsmacht sämtliche Vereine aufgelöst. Lediglich kulturelle Vereine“, wozu auch die Poppelezunft gehörte, durften auf Antrag und unter Vorlegung des sog. „politischen Fragebogen“ von 5 Gründungsmitgliedern wieder ins Leben gerufen werden. Der Antrag wurde am 15. IX. 1948 eingereicht, die Genehmigung zur Gründungsversammlung vom Bürgermeisteramt mit Schreiben vom 25. Okt. 1948 mitgeteilt.
32) Anm. der Redaktion: Blätzli-Hansel und Hoorig Bär wurden nach den Ermittlungen und den Angaben von Zunftmeister Maier in dessen Werkstätte hergestellt; auch das erste Blätzlibuä-Modell von 1934 stammte aus seiner Werkstatt. Das Verdienst um die Wiedereinführung dieser beiden ältesten Fasnetfiguren kommt ausschließlich Hans Maier zu, dem Verfasser dieses Beitrages. Hans Maier gehörte der Zunft seit 1925 an.
33) So war z. B. schon 1937—1939 die Idee aufgetaucht, dem „einsamen“ Poppele eine Garde von Raub- und Strauchrittern beizugeben. Dieser Plan wurde auch 1948/49 heftig diskutiert in der Meinung, daß alles in der Poppele-Zunft auf die Gestalt des Burggeistes hin orientiert sein müsse. Dabei vergaß man, daß die ehemalige Singener Narrengesellschaft „Narronia“ sich erst 1885 den Namen „Poppele“ zugelegt hatte, während die beiden heimischen Brauchtumsfiguren schon sehr alt sind. Vgl. S. 38 ff.
34) Prof. Dr. Künzig, Landesstelle für Volkskunde in Freiburg i. Br., widmete in seiner 1950 erschienenen Broschüre „Die alemannisch-schwäbische Fasnet“ dem Singener Hoorig Bär eine ganze Bildseite (S. 28 f) und nahm ihn auch in die Umschlagzeichnung auf.
35) Der Singener Stadtmusikdirektor Ludwig Stock ist der Komponist des Poppelemarsches „Hoorig, hoorig, hoorig isch dä seil!“, uraufgeführt am 14. XII. 1949 im Cafe National.
36) Allerdings endete die Fasnet 1951 mit einem Defizit, verursacht vor allem durch die zwar wunderschöne, aber sehr kostspielige Dekoration der Scheffelhalle als „Hafen von Adano“. Auch 1952 ergab sich beim Zunftball mit dem verunglückten Motto: „Poppele, Hunnen u. Zigeuner“, nachträglich geändert in „Bär und Zigeuner, die Herrschaft vom Twiel ruft Poppele zum 90. Narrenspiel“, ein erneutes Defizit. Erst im Oktober/Novem- ber 1952 wurde in der Scheffelhalle eine Leichtbauplattendecke eingebaut, wodurch sich die Dekoration erheblich einfacher gestalten ließ.
37) Das Amt des Zunftkanzlers war 1949 neu geschaffen worden,- er ist zugleich 2. Vorsitzender des Vereins.
38) Eine wesentliche Neuerung unter Zunftmeister Lietz war 1952 die Einführung der roten Zipfelmützen mit Stadtwappen und unterschiedlichen Kordeln für aktive und passive Zunftmitglieder und die Ehrenzunftgesellen.
39) Die Zunft ist seit 1952 als Hüterin des Poppele-Nestes Hohenkrähen Mitglied der internationalen Burgenvereinigung.
40) Es ist im Rahmen dieses Beitrages nicht möglich, die sehr aufschlußreichen Entwicklungstendenzen und internen Vereinsangelegenheiten der jüngsten Zeit darzustellen; dies ist in einer maschinenschriftlichen Abhandlung von Hans Maier über die Geschichte der Poppele-Zunft auf 170 Seiten geschehen.
41) Von Bedeutung für die Singener Fasnet war ferner die am 4. XI. 1952 erfolgte Gründung der „Arbeitsgemeinschaft der Singener Narrenvereine“, der heute die Neuböhringer, Alt-Neuböhringer, die Grabenhupfer, Tiroler Eck und Blumenzupfer angehören.
42) Dem neugebildeten Kuratorium (Nov. 1952) gehören die Vertreter der Stadtverwaltung, des Stadtrates, der Industrie, der Gastronomie, der Poppelezunft und der vereinigten Narrengesellschaften an.
43) Am großen Zunftball „Auf einem andern Stern“ am 7. 2. 1953 standen im Mittelpunkt die erstmals in größerer Zahl auftretenden „Hohbieler Rebwieber“ mit ihrem quicklebendigen Schnurren (Hohbielär Wii, Speck und än Brenz).
44) In früheren Jahren fand am Aschermittwoch meist ein Schneckenessen statt. — Das Wurstzipfelessen beginnt wegen des Fastentages erst nach Mitternacht.
45) Das Hauptverdienst am Gelingen der Poppele-Spiele, die 1958 und 1959 fortgesetzt wurden, kommt Walter Fröhlich = Wafrö und Gottfried Schmid = Gosch zu. Die Anregung zu den Poppele-Spielen kam aus den Reihen des Großrats, um vor allem den älteren Leuten eine rechte Fasnetfreude zu bereiten.
46) Vergl. Aufsatz: Fasnet im Hegau, S. 39 ff.
Eine der ältesten Bürgerinnen von Singen, Frau Frida Hirling, aus der „Sonne“ stammend, hat z. B. in ihrer Jugend noch die Hoorig Bärä gesehen, doch habe es diese „überall“ im Hegau gegeben. Ähnliches bestätigten andere Altsingener, z. B. Josef Waibel. Immer hieß es: „Au min Vaddr und Großvaddr hond des scho gliich gmacht.“
47) u. a. Josef Waibel, Peter Oexle, Hans Maier, Philipp Schrenk, Hannes Bliestle.
48) In jenen Jahren wurden u. a. befragt: Adolf Denzel, Albert Denzel, Hermann Denzel, Anton Buchegger, Gottfried Allweiler, Ludwig Bach, Gabriel Pfoser, Franz Mattes (Altstadtrat), Leander Maier-Moser, Gustav Mayer (Kronenwirt), Gustav Müller, Ernst Müller, Viktor Weber, Gottfried Weber, Konrad Reize, Otto Waibel (Altstadtrat), Hermann Waibel (Hammerschmied), Otto Waibel.
49) Der Blätzlibuä darf nicht mit dem harlekinähnlichen Schellenhansel verwechselt werden, der von 1880—1900 in Singen auftrat. Vgl. S. 116 in diesem Aufsatz.
50) Vergl. Kiinzig, S. 29; die aus Roggenstroh gefertigten Hoorig Bärä wirkten am ursprünglichsten und sehr dämonisch.
51) Bis 1955 fertigte Schemenschnitzer Fritz Moser, Villingen, seitdem Hans Jehle aus Sulz a. N. die Masken.
52) Bei der Anfertigung des ersten Modells 1934 in der Werkstätte von Hans Maier wurde nach der Überlieferung am Ende der Zipfelmütze ein Seil befestigt und mit Stoffplätz- chen versehen. Da dies zu schwer und zu mühsam zu bewerkstelligen war, wurde eine mit Seegras ausgestopfte Stoffröhre benutzt und an diese die Blätzli genäht.
53) Der Fell-Bär, noch weniger der Hoorig Bär, haben das Geringste mit dem Singener Stadtwappen zu tun, in das 1899 der St. Galler Bär aufgenommen wurde, weil Singen erstmals in einer St. Galler Urkunde genannt ist.
54) Dr. Ernst Dycke, Worblingen, pest. 1947, schrieb außer den Poppele-Streichen mehrere Poppele-Gedichte, Narrensprüche, Prologe usw. und komponierte auch einen Poppele- marsch und mehrere Poppelelieder. Vgl. Anm. 22a.
55) Erster markanter Darsteller des Poppele war Ludwig Ehrlich, 1938 Anton Bechler, 1948 Alfons Weber und seit 1953 Wolfram Sauter.
56) Erster Darsteller Hermann Woller, dann K. Klaiber, Friedrich Pfoser, Anton Griesser, Karl Schindler und seit 1955 Fred Seeberger. Vgl. Poppele-Sagen S. 88.
57) Bekannte Narrenmütter in neuerer Zeit: Gustav Müller 1930/39 und Hannes Bliestle seit 1949.
58) Markanteste Narrenväter der letzten Jahrzehnte sind Paul Schuster 1930/39, Philipp Schrenk 1949/51 und seit 1952 Gustel Ehinger.
59) S. 109 in diesem Beitrag.
60) Frieda Pfoser 1953/55, seit 1956 Maja Sick.
61) Seit 1953 Eugen Schmidt.
62) Sie hatten den Narrenbaum zu fällen, räppeln, herzurichten und aufzustellen.
63) Jeder aktive Narr wird heute beim Eintritt in die Zunft zunächst Zunftgesellen-Anwärter, wird nach 6 Monaten Zunftgeselle mit der Berechtigung, die rote Zunftzipfelmütze tragen zu dürfen,- weitere Chargen sind Oberzunftgeselle und Ehrenzunftgeselle.