28.01.2010 - Närrisches Blut in den Adern (sk)

Närrisches Blut in den Adern

Die Poppele-Zunft kann vom 28.-31. Januar ihr 150-jähriges Jubiläum feiern. Ganz Singen soll an diesen Tagen zum Schmelztiegel ausgelassener Lebensfreude werden. Der SÜDKURIER führte mit Stephan Glunk, Zunftmeister der Poppele-Zunft, ein Gespräch über das bevorstehende Fest und die Zunft.

Für Singen wird der 150. Geburtstag der Poppele-Zunft ein echtes Großereignis. Was kann die Bevölkerung bei diesem Jubiläum an besonderen Aktivitäten erwarten? Was werden die Höhepunkte sein?

Schon am ersten Tag des Jubiläums, am Donnerstag, 28. Januar, soll der Narrenspiegel ein echter Kracher werden. Gegen 22.30 Uhr erfolgt mit viel Spektakel die Einweihung des Narrenbrunnens auf dem Hohgarten vor dem Rathaus, der sich eine fetzige Einweihungsparty in der Stadthalle anschließt. Eine echte Attraktion dürfte auch der Nachtumzug am Freitagabend werden. Der absolute Höhepunkt wird natürlich der große Jubiläumsumzug am Sonntag sein.

Wie viele Gruppen und Narren werden zu den Umzügen in Singen erwartet?

Zum Jubiläumsumzug am Sonntag rechnen wir mit etwa 6000 aktiven Hästrägern und zum Nachtumzug am Freitag mit knapp 4000 Narren.

Aus welchen Regionen kommen die Teilnehmer, und welche Gruppe wird die weiteste Anreise haben?

Die längste Reise haben die Kurenti aus der Stadt Markovci in Slowenien, unweit von Celje, der Partnerstadt von Singen. Sie marschieren am Sonntag an der Spitze des Umzugs, da sie unmittelbar danach wieder ihre lange Heimreise antreten müssen. Es kommen aber auch etliche Zünfte aus der Schweiz und dem Schwäbischen, alles Zünfte, die eine besondere Beziehung zu Singen haben. So bringen die Empfinger ihren Strohbären mit, ein Pendant zu unserem Hoorig Bär. Die Narren und Zünfte aus Singen und Umgebung bilden den Schluss, gewissermaßen das Finale des Umzugs.

150 Jahre Fasnet in Singen. Das heißt, die Poppele sind älter als die Stadt selbst. Ist es eigentlich schwierig, in einem solchen Traditionsverein auch die jüngere Generation zu motivieren, altes Brauchtum zu pflegen?

Die Singener Fastnacht ist nicht nur ein Auffangbecken alteingesessener Traditionalisten. 1860 hatte die Stadt gerademal etwa 1500 Einwohner. Erst dann begann mit der Bahn und den neu angesiedelten Großbetrieben Singen zu wachsen. Es ist der Zunft in den 150 Jahren immer wieder gelungen, Neubürger zu integrieren. Es wurden regelmäßig neue Mitglieder hinzu gewonnen, die keine echten Singener waren. Und was die Jugend anbelangt, können wir in keiner Weise über mangelnden Zustrom klagen. Wir machen ja auch permanent das Jahr über Kinder- und Jugendarbeit. Derzeit haben wir über 1000 Mitglieder.

Bei einem solchen Jubiläum muss man sicher auch mit Sicherheitsproblemen rechnen. Haben Sie da Vorsorge getroffen?

Wir haben mit der Polizei und der Kriminalprävention ein ganz klares Sicherheitskonzept entwickelt. Ferner wurde von uns für das ganze Jubiläum ein Securitydienst engagiert, der rund um die Uhr im Einsatz sein wird. Im ganzen Narrennest herrscht an diesen Tagen absolutes Glasflaschenverbot. Wir sorgen dafür, dass die Jugendschutzbestimmungen konsequent eingehalten werden. Dazu werden auch die Festwirte verpflichtet. Ich glaube, dass wir damit auf einem guten Weg sind, mögliche Risiken deutlich zu minimieren.

Wie alt ist übrigens ihr ältestes Zunftmitglied?

Das dürfte unser Ehrenrat Willy Bechler sein, der inzwischen über 90 Jahre alt ist und bis vor Kurzem noch beim Narrenbaumfällen im Wald mit dabei war. Früher war er bei uns für die Pferde zuständig.Schon sein Vater war ein engagierter Fasnetmacher.

Sie stammen ja selbst auch aus einer alten Narrendynastie. Wann begannen Sie in der Poppele-Zunft?

Schon mein Vater war ab 1968 Zunftmeister. Damals war ich gerade zehn Jahre jung. Von da an bin ich in die Zunft förmlich hineingewachsen. Bereits mit 16 hüpfte ich als Hansele herum. Mit 19 hatte ich meinen ersten Narrenspiegel-Auftritt. Seit 1992 bin ich nun schon Zunftmeister, sicher eine lange Zeit.

Dazu gehört ja eine große Portion Idealismus.

Das ist richtig. Doch die Poppele-Zunft zeichnete sich schon immer mit einer tollen Führungsmannschaft aus. Solch ein verantwortungsvolles Amt kann man nur mit einer Organisation ausüben, wie wir sie derzeit haben. Jeder hat sein Ressort, in dem er eigenverantwortlich handelt. Ich selbst übernehme vor allem repräsentative Aufgaben. Alles was mit dem Management zu tun hat, ist Sache unseres Zunftkanzlers Ulrich Götz, der alles Organisatorische in der Hand hat. Auch als Säckelmeister haben wir mit Holger Marxer einen echten Bankprofi. Wir sind also ein perfektes Führungstrio.

Haben Sie die Zunftmeisternachfolge direkt von ihrem Vater übernommen?

Nein, dazwischen war noch Peddi Schwarz, der zwölf Jahre lang für die Zunft verantwortlich war.

Kann man nach einer so langen Amtszeit als Zunftmeister immer noch hochmotiviert närrisch sein und weshalb?

Auf jeden Fall bin ich das, weil's einfach Spaß macht.

Quelle: Südkurier, 28.01.2010 von Roland Dost


Stephan Glunk, seit 1992 Zunftmeister der Poppele-Zunft, freut sich auf das heute beginnende Narrentreffen.

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