11.01.10 - Interview mit Stephan Glunk (sk)

Lachen mit dem Spaß-Täschle

Die Singener Poppele-Zunft wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Anlass genug für ein großes Jubiläumsfest vom 29. bis 31. Januar. Dabei ist es noch gar nicht lange her, als in Singen buchstäblich der Bär tobte. 2004 richtete die Zunft das große Narrentreffen mit über 60 Zünften aus. Genauso schön wie damals soll es zum 150. Geburtstag werden. Wie die Mitglieder das meistern wollen, erzählt Zunftmeister Stephan Glunk montags bei Trautmann.

Herr Glunk, zwei große Narrentreffen in sechs Jahren. Das will alles organisiert sein. Auch wenn die Poppele-Zunft rund 1000 Mitglieder zählt, so ist das doch ein mächtiger Kraftakt. Wie schaffen Sie das?

Ich will nicht leugnen, dass den Leuten das große Narrentreffen von 2004 noch in den Knochen steckt. Manche haben schon gefragt: Muss denn das jetzt schon wieder sein. So viel Aufwand. Es war nicht ganz einfach, genügend Helfer zu rekrutieren. Aber wir haben jetzt 500 bis 600 Leute, die in irgendeiner Form mitarbeiten.

Gute Frage, die ich gerne noch einmal direkt von Ihnen beantwortet haben möchte: Muss das wirklich sein, zwei so große Veranstaltungen in so kurzer Zeit?

Also, 150 Jahre sind ja nun wirklich ein stolzes Jubiläum. Es gab schon Mitglieder, die lieber etwas Kleineres gemacht hätten. Aber dann haben sie sich an den tollen Erfolg von 2004 erinnert. Da hatte es so viel Lob von auswärtigen Zünften für die tolle Organisation gegeben. Für alle, die aktiv dabei waren, war es sehr befriedigend zu wissen, dass sie an einem gelungenen Projekt beteiligt waren. Es war einfach ein tolles Fest.

Für den Betrachter von außen ist vermutlich nicht erkennbar, was es heißt, so ein Treffen zu organisieren. Schildern Sie doch bitte mal ein paar Aufgaben.

Es ist in der Tat ein riesiger logistischer Aufwand. Da sind zum Beispiel die wichtigen Jobs im Vorfeld, wie der Aufbau des Narrennestes, der in der kommenden Woche beginnt. Oder wenn ich allein an die Bewirtschaftung des großen Festzeltes denke. Da sind rund 350 Leute im Einsatz. Sämtliche Zelte im Narrenneste vom Festplatz bis zu Rathaus werden von uns mit Getränkenachschub versorgt. Für die Speisen in den Zelten sorgen die Vereine. Wenn ich nicht so ein gutes Organisationsteam hätte, müsste ich mir schon ein paar Sorgen machen.

Wo laufen denn die Fäden zusammen?

Unser Logistikzentrum werden wir in der Scheffelhalle ansiedeln. Dort stehen die Computer. Das ist quasi unsere Stabsstelle. Da wird dann jede Bestellung registriert. Da laufen auch die technischen Drähte zusammen. Seit drei Jahren arbeiten wir daran, dass alles reibungslos läuft. Seit drei Jahren tagt das Festkomitee. Seither sind auch unsere Mitglieder informiert.

Denken wir mal ein paar Tage in die Zukunft. Wie wird das durchschnittliche Poppele-Mitglied das Narrentreffen erleben?

Wer zum Beispiel an der Kasse im Festzelt arbeitet, hat alleine dort fünf Schichten à drei Stunden zu übernehmen. Die aktiven Zünftler kommen diesmal nicht so sehr zum feiern, weil wir jeden Mann und jede Frau brauchen. Deshalb werden auch beim großen Umzug der 62 Zünfte am Sonntag, 31. Januar, nicht so viele Poppele-Zünftler mitlaufen.
Sie selber sind ja jetzt in der heißen Phase der Vorbereitung besonders gefordert. Was sagt die Familie dazu?
Die Familie leidet schon ein wenig. Im letzten halben Jahr war ich fast jeden Abend weg.

Ist das nicht sehr kräftezehrend?

Ich persönlich empfinde es nicht als kräftezehrend, weil die Freude überwiegt. Vieles fällt mir auch relativ leicht. Ich lasse mich von Dingen, die kommen, nicht beunruhigen, weil ich viele Dinge kurzfristig löse. Zum Beispiel meine Lieder für den Narrenspiegel. Die können am Abend vorher entstehen. Ich bin auch gar nicht nervös.

Wann haben Sie diese Gelassenheit gelernt? Ist das Naturtalent?


Als Kind war ich Ministrant und habe Lesungen gelesen. Zu Weihnachten habe ich einen Engel gespielt und musste Solo singen. Bei der DJK-Fußball war ich Schriftführer. Das hat geprägt.
Apropos Narrenspiegel: Der fällt diesmal ja etwas kleiner aus.
Ja, am Vorabend des Narrentreffens werden wir einen zweistündigen Narrenspiegel ohne Pause aufführen. Wir wollen am gleichen Abend ja noch den neuen Narrenbrunnen enthüllen. Das soll ein großes Spektakel werden.

Worauf dürfen sich die Singener Ende Januar besonders freuen?

Es ist uns gelungen, einige Schweizer Zünfte, die sonst nie auf Narrentreffen gehen, nach Singen zu locken. Und die Kurenti aus Slowenien, aus der Nähe unserer Partnerstadt Celje kommen. Und dann kommen Zünfte, die auch eine Strohfigur haben. Bei den Brauchtumsvorführungen können die Menschen dann sehen, wie die angekleidet werden.

Wie steht es mit der Verantwortung? Haben Sie keine Angst vor unkalkulierbaren Risiken?

Zum Glück ist in all den Jahren, seit ich Zunftmeister bin, nie so etwas Schlimmes passiert, dass ich schlaflose Nächte haben müsste. Wer zu viel Angst vor dem Risiko hat, darf solche Veranstaltungen gar nicht machen. Das Einzige, was mir Magengrimmen verursacht, ist das Wetter. Auch davon hängt unser Erfolg ab.

Fragen: Gudrun Trautmann, Südkurier vom 11.01.10


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