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07.10.2017
Von Blackest-Marie zu Rogg-Zipfel
Der amtierende Hallenbock Michael
Moser lud zu einer Reise in den Schwarzwald ein, der sich mit der stattlichen
Zahl von 21 ehemaligen Hallenböcken fast alle Vorgänger im Amt anschlossen. Nach
kurzer Information über den Reiseverlauf durch Michael Moser, und als der
Herbstnebel nur noch die Burg des Hohentwiels umhüllte, startete der Tross bei
frostigem und sonnigem Wetter mit drei Bach-Bussen in Richtung Randen.
Verkehrsbedingte Umleitungen verzögerten das morgendliche Vesper etwas, das vor
dem Narrenbrunnen der Narrenzunft der Galgenvögel in Grafenhausen kredenzt
wurde.
In Grafenhausen sind das Atelier und die Holzbildhauerei von Simon und Lillian Stiegler
beheimatet, die mit ihrer modernen Ausrichtung, basierend auf den Wurzeln des
besonderen Kunsthandwerks, die Holzschnitzerei erfolgreich praktizieren und uns
ihr Können anschaulich vorführten. Simon Stiegler fertigt Holzmasken nach alten
Vorlagen oder neuen Kreationen, denen keine Grenzen der närrischen Fantasie
gesetzt sind. Über 150 Holzmasken zeugen im Atelier von dieser Kunst. Stieglers
Holzmasken sind inzwischen wichtiger Bestandteil der schwäbisch-alemannischen
Fasnacht, die von unzähligen Narrenzünften nachgefragt werden. Aber auch
Schauspieler, YouTube-Stars oder Fernsehserien wie „Die Fallers“ lassen sich von
Stieglers Ideen inspirieren. Auch die Eigenheiten der Holzschnitzerei verschwieg
Stiegler nicht, nämlich er alleine von den aufwändigen Maskenschnitzereien nicht
leben kann, sondern auch Skulpturen oder Wandbilder aus Holz anfertigt, deren
Eigenkreationen in Ausstellungen international viel Beachtung finden.
Nicht von ungefähr hat der gelernte Zeichner auch ein weiteres Standbein seines
künstlerischen Wirkens geschaffen. Unter der Marke [:blackest-forest:]
entstand aus einer Zeichnung die Idee, ein Symbol für den neuen starken
Schwarzwald zu kreieren, aus dem mittlerweile ein Kult-Label für T-Shirts,
Kapuzenshirts und Taschen geworden ist. Stolz präsentierte Stiegler Fernsehstars
wie Max Mutzke, Daniela Katzenberger oder Ralf Zacherl, die sein Label im
Fernsehen tragen. Zum Schluss der Besichtigung boten Stieglers eine letzte hoch
geistige Eigenkreation an. Mit „Blackest-Marie - Schwarzwalds schärfste
Versuchung!“ durfte man ihren Sauerkirsch-Chilli-Likör probieren.
Die Reise der Hallenböcke führte
weiter durch die herrlichen Täler und namhaften Ortschaften des Schwarzwaldes
mit Ziel Lenzkirch zur Familienbrauerei Rogg,
wo das vorbestellte leckere Mittagsessen zum Verspeisen auf uns wartete. Was zu
dem Zeitpunkt niemand ahnte: das war die letzte Möglichkeit, die hauseigenen
Bier- und Schnapssorten zu probieren. Nach den Grußworten durch den
Brauereiführer wurden die Türen der Brauereigaststätte hinter uns zugezogen und
die Brauereiführung startete.
Gegründet wurde die letzte von 100 überlebenden Privatbrauereien im Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald in Unterlenzkirch an der Bundesstraße 315 im Jahre 1846
von Landwirt Andreas Rogg. Gleichzeitig hat er, um einen gewissen Absatz zu
sichern, den Brauereigasthof eröffnet, den wir gerne angekurbelt hätten. Zudem
befindet sich auf dem großen Brauhofareal der von Familie Rogg geführte
Campingplatz Kreuzhof, in dessen Empfangsgebäude aus uraltem Gebälk die
hauseigene Schnapsbrennerei zu besichtigen war. In dem traditionellen kupfernen
Brennkessel landen nicht nur Birnen, Äpfel oder Kirschen, sondern auch das
hauseigene Bier.
Auf dem Areal des 1925 errichteten und ständig erneuerten Sudhauses wurde in den
letzten Jahren viel für eine moderne Anlage investiert, die laut eigener Aussage
dem allerneuesten Stand der Technik entspricht und speziell für kleine
Brauereien konzipiert ist. Mit der Inbetriebnahme des neuen Sudhauses der
Familienbrauerei Rogg wurde die alte Anlage stillgelegt, bleibt aber als Museum
für die Nachwelt erhalten. Merkmale der neuen Anlagen sind ein schonendes
Brauen, bedingt durch sanftes Aufheizen, was den Eiweißfraktionen zugute kommt,
und eine gesenkte thermische Belastung durch eine definierte Strömung. Weiter
zeichnet die Sudanlage eine hohe Flexibilität aus. So ist auch das Brauen von
Kleinstchargen möglich. Die Würzeparameter können entsprechend dem gewünschten
Biertyp eingestellt werden, was viele „Kuckucksbrauer“ für ihre eigenen
Craftbiere nutzen dürfen. Bei der Brauerei Rogg in Lenzkirch werden insgesamt
zwölf verschiedene Biersorten gebraut, darunter das „Rogg Zipfel“-Pilsbier in
einer Gourmet-Flasche mit verschraubbarem Verschluss, den man bei Festen in die
Hosentasche stecken kann.
Die Brauereiführung war von ganz besonderer Natur. Jede Schilderung des
Brauereiführers über die neuen Investitionen und Produktionsanlagen war mit
„Weltklasseprädikaten“ versehen wie „die Ersten“, „die Einzigen“ oder die „die
Modernsten“ - Aussagen, die bei der Zuhörerschaft ab und zu für kritische Blicke
und Vergleiche sorgten, da es nicht die erste Brauereibesichtigung der
Hallenböcke in den letzten Jahren war. Eine gewisse Ungläubigkeit verflog auch
nicht, als die Führung auf dem Hinterhof der Brauerei endete, ohne dass man sich
von den flüssigen Ergebnissen der innovativsten Brauerei ausführlicher hätte
überzeugen können. Wie begossene Hunde standen die Hallenböcke vor der
verschlossenen Brauereigaststätte mit dem unerfüllten Bedürfnis die
Brauereikünste im Schalander genießen zu wollen.
Mit einem Alternativprogramm nahm
die Ausflugsfahrt der „unterhopften“ Hallenböcke ihre Fortsetzung. Kurzfristig
wurden Parkplätze in der Nähe des Wutachtals bestaunt, in der
engelsgleichen Ortschaft
Lausheim Forstgeräte der größeren Art sowie die Heimat von Hallenkuh
Annelies Saur bewundert und zum Schluss allen Wirtshäusern auf dem Heimweg mit
trockenem Mund im Vorbeifahren gewunken. Doch der Weg war das Ziel, der in „Holzingers
Pavillon“ seinen feuchtfröhlichen Abschluss fand und einen wunderbaren Ausflug
des amtierenden Hallenbocks Michael Moser abrundete.
zu wollen. (kpb)
Bilder vom Ausflug
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